In Die Lehre der Sainte-Victoire spricht Peter Handke vom Montagne Sainte-Victoire als »Menschheitslehrer der Jetztzeit«. In einem späteren Text, den Peter Handke seiner Frau gewidmet hat, schreibt er:
Wieder auf einem Rückweg, langsam quer durch Europa, machte er Anfang Januar 1990 halt in Aix-en-Provence, um von dort hinaus zur Sainte-Victoire zu gehen. Er war auf seiner Wanderschaft eine Zeitlang seßhaft gewesen, in einer fremden, ihn täglich in Frage stellenden, fruchtbaren Umgebung, so in eine Arbeit vertieft, und hatte nun eine Art Hunger nach Wiederholung eines seiner bewährten Wege, die ihm jedesmal neu als Himmelsleitern gedient hatten, wo mit der Zeit unter seinen Sohlen die Erde federte, es vor seinen Augen grün wurde und am Himmel in alter Frische das Blau ankam. Abgebogen von der Straße außerhalb der Stadt, hinauf zum vertrauten chemin de Bibémus, von dem es dann weiterging auf dem Plateauweg, über Stunden, zum weißen Berg, spürte er auch tatsächlich, wie allmählich in ihm jene Stille einkehrte, nach der er sich gesehnt hatte, als der zum Fortsetzen notwendigen Verkörperung seines Gesetzes.
Auch der Tennis-Star Novak Djokovic fand diese wohltuende Stille auf dem Sainte-Victoire. Im Viertelfinale der French Open im Sommer 2018 erlebte Djokovic eine bittere Niederlage gegen den Italiener Marco Cecchinato – Platz 72 der Weltrangliste –, die den Spieler sehr erschütterte. Um wieder zu sich selbst zu finden und Kraft für den Sport zu schöpfen, erklomm er gemeinsam mit seiner Frau Jelena den Gipfel des Sainte-Victoire. Mit Erfolg: »Es fühlte sich an, als hätte ich einen neuen Atem für diesen Sport entdeckt«, sagte Djokovic in einem Interview. Einige Wochen später feierte er seinen dritten Sieg bei den US Open.